Die Liebe wurde zu einem kratzenden Pullover,
der weg musste.
Seite 13
Eine Autorin im Kampf um ihre Freiheit und Selbstbestimmung.
Linda Boström Knausgård schreibt in diesem autofiktionalen Buch über ihre Kindheit und ihre Erkrankung an Depressionen, jedoch auf eine Art und Weise, wie ich persönlich es noch nicht gelesen habe. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund und fällt direkt auf den ersten Seiten mit der Türe ins Haus. Sie schreibt über ihre Behandlungen mittels Elektrokrampftherapie (EKT).
Eine (in meinen Augen) barbarische Therapie gegen schwere psychische Erkrankungen, die in Deutschland zumindest umstritten, in vielen Ländern sogar verboten, in Lindas Heimat Schweden hingegen eine weitverbreitete Methode, ist.
Ich selbst konnte kaum glauben, dass es diese Form einer “Behandlung” tatsächlich gibt.
Die Autorin schreibt in der Ich-Form, außer wenn sie von ihrem wohlbekannten Autoren Ex-Mann spricht, welchen sie stets direkt bzw. in der Du-Form anspricht. Sie beschreibt, leider viel zu kurz ihr Leben in seinem Schatten und wie die Schriftstellerei ihr Kraft und Hoffnung verleiht.
Statt dem deprimierenden Klinikalltag hätte ich gerne noch mehr darüber gelesen.
Sie schreibt überwiegend sehr klar und strukturiert, plötzlich jedoch ganz wirr und chaotisch, macht kleinere Ausflüge in die Poesie und schreibt dann wieder nüchtern wie in einem Arztbericht. Etwas, was sehr gut den Erinnerungsverlust widerspiegelt, welchen die Autorin durch ihre Therapie erleidet.
Das Buch war für mich ein Versuch, ein gelungener Blick über den Tellerrand der Lektüren, zu welchen ich sonst so greife. Ohne Gram gegen ihren Ex-Mann und ohne in Selbstmitleid zu zerfließen schreibt Linda Boström Knausgård, was sie letztendlich zum “Oktoberkind” gemacht hat.
Oktoberkind von Linda Boström Knausgård,
erschien 2022 bei Schöffling & Co.
224 Seiten
Originaltitel: Oktoberbarn
GOODREADS | AMAZON | VERLAG
Hey, interessante und gelungene Rezension zum Buch. Ich habe das Buch im Buchladen entdeckt, konnte bisher aber nicht zum Kauf durchringen. Vielleicht ändert sich das noch.
Zeilentänzerin