Darauf reduzierte sich inzwischen das Leben: auf die Jagd gehen und lebendig zurückkehren.
Seite 16
Überleben in einem Land, das im Sterben liegt.
Über Nacht bricht die Welt von Adelaida auseinander. Schlimm genug, dass sie gerade ihre Mutter zu Grabe tragen musste, da brechen in ihrem Heimatland Venezuela kriegsähnliche Zustände aus. Es gibt keinen Strom, kein Wasser, kaum Nahrung oder medizinische Versorgung, Geld ist nichts mehr wert und das Leben eines Menschen noch viel weniger.
Die Geschehnisse überschlagen sich und die literaturbegeisterte Adelaida findet sich plötzlich allein, mittel- und obdachlos auf den Straßen von Caracas wieder, welche zum innerpolitischen Schlachtfeld geworden sind.
Man liest mit jeder Zeile heraus, dass die Autorin hier eigene Erfahrungen miteinfließen lässt oder mehr noch versucht, eigene Erinnerungen zu verarbeiten. Sie wählt dafür einen sehr blumigen, schnörkeligen Schreibstil, um unfassbare Szenen zu beschreiben, für die es eigentlich kaum noch Worte gibt.
Man ist ihr dankbar für diese sanfte Wortwahl, damit einen als Leser das Kopfkino nicht völlig überwältigt.
Nacht in Caracas ist ein hochemotional geschriebenes Buch, welches sensibilisiert, für die brutalen Missstände und Ungerechtigkeiten in einem Land, das so weit weg zu sein scheint und über eine junge Frau, die mit ihren eigenen Werten sowie mit ihrem Heimatland brechen muss, um zu überleben.
Nacht in Caracas von Karina Sainz Borgo,
erschien 2019 bei S. Fischer.
224 Seiten
Origl. Titel: La hija de la española
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