Ein kurzer Moment der Schwäche wird der alleinerziehenden Frida zum Verhängnis, als sie ihre Baby Tochter in ihrer Wohnung alleine zurücklässt, um schnell ins Büro zu fahren. Ein einziger Fehler einer Frau, die ansonsten eine aufopfernde, liebevolle Mutter ist. Dennoch wird Frida von ihren Nachbarn der KBS gemeldet, einer staatlichen Meldestelle für schlechte Eltern, welche gerade ein neues Programm ins Leben gerufen hat: Das Institut für gute Mütter. Ein Bootcamp, welches jedoch keinen Unterschied macht, ob man sein Kind kurzzeitig alleine gelassen hat, oder es durch Gewalt, Mangelernährung oä. grob gefährdet hat.
Ein Gericht verurteilt Frida zu einem Jahr in diesem Institut, in welchem Dinge geschehen, die einen einfach nur wütend und fassungslos machen. Die Autorin bedient sich dabei sehr gerne übertriebenden Darstellungen und provoziert ihre Leser/innen bewusst. Man durchschaut dies auch und umso faszinierter war ich, wie clever Jessamine Chan aktuelle politische Themen, veraltete als auch neue Erziehungsmethoden sowie gesellschaftliche Vorurteile zu so einem Kraftpaket eines Romans verpackt. Eine Dystopie, die jetzt schon so erschreckende Parallelen zur Gegenwart aufzeigt, in der (werdenden) Müttern eine makellose Mutterschaft bis hin zur völligen Selbstaufgabe abverlangt wird.
„Mütter sind wie Haie. Immer in Bewegung.“
S. 179
Institut für gute Mütter von Jessamine Chan,
erschien 2023 im Ullstein Verlag.
432 Seiten
Org.Titel: The School for Good Mothers
Verlagsinfo