Einen Körper zu beseitigen dauert wesentlich länger als eine Seele umzubringen.
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Zwei Schwestern zwischen Selbstbestimmung, Moral und Pflichtgefühl.
Bildhübsch, eiskalt und cleverer als es für sie selbst gut ist, das ist Ayoola. Korede steht stets im Schatten ihrer kleinen Schwester und liebt sie dennoch über alles. Doch dann zieht diese ausgerechnet die Aufmerksamkeit des Mannes auf sich, den Korede so sehr mag.
Zu Enttäuschung gesellt sich ganz schnell Angst hinzu, denn was Männer betrifft hat Ayoola sich eine zweifelhafte Zweitkarriere aufgebaut- und Korede dabei zu ihrer persönlichen Assistentin gemacht.
Korede stürzt in einen tiefen Gewissenskonflikt, zum einen durch ihr gebrochenes Herz und zum anderen durch das enorme Charisma ihrer Schwester.
Die Autorin hat einen interessanten Erzählstil – knapp, weitestgehend sachlich und doch manchmal messerscharf. Ich mochte es sehr, dass einem hier nicht seitenweise die allgegenwärtige „POC“ und „diverse Reading“ Bewegung um die Ohren geschmissen wird, sondern, dass man einen Einblick in das Leben einer jungen Frau in Nigeria bekommt.
Sämtliche Gedanken zu Land und Leuten darf der Leser sich selbst machen und ganz nebenbei auf eine Art Entdeckungsreise gehen, um eine neue Kultur kennenzulernen.
Es geht nie um Rassismus, was man bei solchen Romanen traurigerweise schon automatisch vermutet, sondern einzig und alleine um die Beziehung zwischen zwei Schwestern.
Eine Geschichte, die auch an jedem anderen Ort der Welt spielen könnte und für den Leser damit so selbstverständlich rüberkommt. Gäbe es mehr solcher Bücher, hätten wir schon mal ein Problem weniger auf dieser Welt.
Meine Schwester, die Serienmörderin von Oyinkan Braithwaite,
erschien 2020 bei Blumenbar.
240 Seiten
Origl. Titel: My Sister the Serial Killer
GOODREADS | AMAZON | VERLAG
Bin an sich deiner Meinung, aber ich glaube das Problem, das du am Schluss ansprichst, ist nicht, dass es diese Bücher nicht gibt, sondern dass sie nicht so sichtbar sind/gemacht werden. Die westliche Gesellschaft assoziiert eben mit PoCs eher diese Konfliktgeschichten, die oft von Rassismus handeln. Das finde ich auch schade, aber ich glaube, es spiegelt auch den Alltag vieler PoCs wieder, zumindest wenn sie in westlichen Ländern leben. So ein nigerianisches Setting bietet da natürlich ganz andere Möglichkeiten. Bin gespannt, was die Autorin als nächstes schreibt!
mhhh kann natürlich sein. Ich habe aber mal aktiv nach Büchern gesucht und nicht wirklich welche finden können, wo Rassismus nicht ein zentrales Thema ist. Aber vielleicht gibt es auch viele Bücher von PoC Autoren, die einfach nicht übersetzt werden und der westlichen Welt so gar nicht erst zugänglich gemacht werden. Wäre mal eine Aufgabe für Verlage und Agenturen, auch mal woanders auf der Welt stöbern zu gehen und nicht immer gleich jeden Mist aus den USA zu kaufen.
Hoffe auch sehr, mehr von der Autorin zu lesen.
Vielleicht ist das dann eher Genreliteratur, also z.B. Fantasy. In einer neu geschaffenen Welt muss Rassismus natürlich auch keine große Rolle spielen. Aber ich denke auch in weiteren Romanen aus dem afrikanischen (oder auch japanischen und koreanischen) Raum spielt das oft keine (vordergründige) Rolle.