Wie kommt es wohl, dass man sich von manchen Menschen augenblicklich angezogen und von anderen genauso schnell abgestoßen fühlt?
Seite 21
„In den Augen der Nacht“ dreht sich um Dalila und ihre äußerst ungesunde Beziehung zu ihrem Freund Pablo. Dieser entscheidet sich kurzerhand alleine in den eigentlich gemeinsam geplanten Basilien Urlaub zu fahren und fällt auch sonst bei jeder Erwähnung im Buch negativ auf. So reist Dalila stattdessen mit ihrer Schwester und zwei Freundinnen zum Zelten in die argentinischen Pampas und trifft dort auf den geheimnisvollen Tharo.
Die Kurzgeschichte beginnt gemächlich und man hat genügend Zeit Dalilas aufgewühlten Gefühle und Gedanken auf sich wirken zu lassen. Sie ist ein kluges und nachdenkliches Mädchen auf dem Weg zum Erwachsenwerden.
Mit Kurzgeschichten habe ich allerdings immer dasselbe Problem: Ab der Mitte des Buches sind die Kapitel selten länger als drei Seiten und wie bei einer Diashow, die viel zu schnell abgespielt wird, erhascht man nur noch Schnappschüsse der Geschichte. Alles wirkt distanziert und überstürzt und man bekommt nur noch erzählt, nicht mehr dargestellt.
Es gibt einen LGBT Ansatz, welcher aber leider sehr farb- und lieblos in die Geschichte hineingebastelt daherkam. Insgesamt ein guter Start aber zum Ende hin zu abgehetzt und oberflächlich, sodass dieses Buch der Autorin ihrem großartigen Erstlingswerk „Wie ein unsichtbares Band“ nicht das Wasser reichen kann.
In den Augen der Nacht von Inés Garland,
erschien 2015 bei KJB.
192 Seiten
Org. ‚Los Ojos de la Noche‘
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