
Laut, verrückt, multikulti- das ist Toronto. Ein klein wenig erinnerte die Stadt mich ja an Berlin, Kreativität und Diversity werden gelebt und es gibt nichts, was es nicht gibt. So viele unterschiedliche Kulturen und Lebensstile prallen hier aufeinander und trotzdem spürt man sofort, dass in Toronto für Diskriminierung überhaupt kein Platz ist. Die Menschen leben und lassen leben, sind freundlich und aufgeschlossen und zeigen ehrliches Interesse, wenn sie erfahren, dass man aus dem fernen Deutschland kommt. Die Fragen gehen dabei weit über „Weißwurst, Bier und Kühlschränke“ hinaus und tatsächlich wird in der Tagespresse groß über die kommende Bundestagswahl berichtet.
Nicht entgehen lassen konnte ich mir die Niagarafälle, welche ungefähr 1,5 Autostunden von Toronto entfernt liegen. Ganz ehrfürchtig stand ich dann da, vor diesen Massen an Wasser, welche mit gewaltiger Kraft zwischen Kanada und den USA tosen. Das reinste Naturspektakel, alleine schon dem Rauschen zu zuhören und dabei zu beobachten, wie sich immer wieder riesige „Wasserwolken“ über den Fällen auftun und dann Richtung Land ziehen und somit auf dich zukommen.
Feucht fröhlich wurde es dann, so als ob man einmal durch die Autowaschanlage geschoben wird. Nach wenigen Minuten war kein Fleck meiner Kleidung mehr trocken.
Da ich extrem früh losgefahren bin, habe ich dann sogar den Sonnenaufgang miterlebt.
Leider haben auch die Kanadier das Tourismus Potential längst erkannt und die Zufahrtsstraßen zu den Falls mit Kasinos, Clubs, Hotels und Freizeitparks zugepflastert, welche die raue Naturidylle ein Stück weit (zer-)stören.
Der Bücherwurm in mir wurde dann aber schnell unruhig und wollte unbedingt noch zu BMV, nein kein Autohaus, sondern eine bekannte kanadische Secondhand Kette für Bücher und andere Medien. Hier kann man sowohl kaufen als auch verkaufen und man findet so ziemlich alles- von zerlesenen Rezensionsexemplaren für wenige Cents bis hin zu signierten Sonderausgaben. Nur Zeit zum Stöbern muss man mitbringen.
Auch eine Chapters bzw. Indigo Buchhandlung wollte ich unbedingt einmal von innen sehen. Beim bloßen Ansehen ist aber natürlich nicht geblieben, da ich insbesondere an der „Fall List“ nicht vorbeigehen konnte.
Ich bleibe dabei, die Amerikaner als auch die Kanadier haben einfach das bessere Händchen dafür, Bücher in einer Buchhandlung ansprechend zu präsentieren.
Noch hinzu kommt, dass es viele Bücher signiert zu kaufen gibt und durch die fehlende Buchpreisbindung unwiderstehliche Angebote einen zum Mehrkaufen nahezu zwingen. Zwei Romane, auf die ich schon länger ein Auge geworfen habe, durften mich so auf meiner Heimreise begleiten. Little Fires eveywhere von Celeste Ng und Stay with me von Ayobami Adebayo.
Kanada steht auch auf meiner Reise-Wunschliste. Abgesehen von den Niagara Fällen möchte ich gern mal nach British Columbia, zu der Zeit, in der die Wale dort in die Buchten kommen. Ich liebe Wale und würde dieses Schauspiel zu gern einmal aus nächster Nähe beobachten, das stelle ich mir wahnsinnig spannend vor.